Ein filmischer Reisebericht

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Eine Woche lang ließ ich mich in die ARABISCHE WELT entführen.
Bei meiner ersten Station im Nordwesten MAROKKOS lernte ich den Schneider Halim und seine Frau Mina kennen, die ein traditionelles Kaftan-Geschäft betreiben. Ich war sofort verzückt von der Kunst des Nähens und Stickens, mit der Halim, wohl einer der letzten seiner Zunft, die marokkanischen Kaftane mit feinen, präzisen Stichen und geduldiger Muse verzierte. Fast noch beeindruckender war das Paar selbst, das gemeinsam und in tiefer Verbundenheit Halim’s schambesetztes Geheimnis trug. Halim verliebte sich in seinen neuen Lehrling Youssef, und Mina nahm ihn herzlich als neues Familienmitglied auf. Es war die Würde und die Liebe, die mich zutiefst berührten, und ich wäre am liebsten für immer in dieser schönen Medina und dieser erfüllten Dreisamkeit geblieben. Aber es zog mich ans Meer. Im mediterranen TANGER holte mich die nackte Realität ein. Ich traf den jungen Selim, der gerade seine Homosexualität entdeckte und dabei in eine ähnliche Falle tappte wie seine Mutter, die nach einer Vergewaltigung und seiner Geburt das gemeinsame Leben mit Sexarbeit finanzieren musste. Im ewigen Kampf um ein besseres Leben konnten sie schließlich nur getrennte Wege gehen. Ich verließ Marokko und ging nach TUNESIEN. Hier bewegte mich der Überlebenskampf von Ali, der nach dem Tod seines Vaters verzweifelt versuchte das Elternhaus für seine beiden Schwestern zu retten. Die daraus resultierende tragische Wendung ließ mich erstarren und ich beschloss mich auf eine Zeitreise in das ALGERIEN im 16. Jahrhundert zu begeben. Plötzlich war ich umgeben von blutrünstiger Manneskraft in monumentalen Schauplätzen und weiblicher Klugheit und Finesse in prachtvoll geschmückten Gärten. Königin Zaphira, eine strahlende Schönheit, behauptete sich bravourös in einer von Männern dominierten Kriegswelt. Als auch ihr letzter Ausweg die Selbsttötung war, entschied ich, in das heutige GALILÄA zurückzukehren, um dort die Auswirkungen der Enteignung und Vertreibung aus dem eigenen Land auf die jugendlichen Palästinenser:innen zu erleben. Angetan von der feinfühligen Empathie, mit der der junge Tamer sein eigenes Dilemma meisterte, machte ich mich auf zu meiner letzten Station. In BEIRUT war Ziko gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und versuchte in stoischer Manier, sein altes Leben zurückzugewinnen und sich gleichzeitig in seinem neuen zurechtzufinden. Dabei traf er oft falsche Entscheidungen, die nicht nur ihm das Leben schwer machten. Den krönenden Abschluss meiner Reise bildete ein moderiertes Gespräch mit dem PALÄSTINENSISCHEN Schauspieler Saleh Bakri, einer Seele von Mensch, das mich tief berührte.

Das war mein 14. ALFILM – Arab Film Festival Berlin, die Filme THE BLUE CAFTAN, THE DAMNED DON’T CRY, HARKA, THE LAST QUEEN, ALAM, BEIRUT HOLD’EM und zum Abschluss die Masterclass mit Saleh Bakri.